Henry (eigentlich Karl-Heinz) Jaeger, geboren am 29. 6. 1927 in Frankfurt/M. als Sohn eines Kupferschmieds. Als Fünfzehnjähriger zum Flakdienst eingezogen und als Fallschirmjäger eingesetzt, geriet er 1945 in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung arbeitete er als Laborant in einem amerikanischen Militärhospital und besuchte Abendkurse, um die Hochschulreife für das angestrebte Medizinstudium zu erlangen. Schulische und berufliche Misserfolge sowie Existenzkrisen bewirkten, dass er in die Kriminalität abglitt. Nach einer Serie von gemeinschaftlich verübten Raubüberfällen wurde Jaeger 1955 gestellt und in einem spektakulären Prozess 1956 zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Freiburger Anstaltspfarrer erwirkte für ihn eine Schreiberlaubnis und die redaktionelle Leitung der Gefängniszeitung. Nach der Publikation des in der Haft geschriebenen Romans „Die Festung“ hatten Gnadengesuche 1963 Erfolg. Während der Bewährungszeit arbeitete Jaeger als Volontär und Lokalredakteur bei der „Frankfurter Rundschau“. Er lebte seit 1965 als freier Autor in der Schweiz. Henry Jaeger starb am 4. Februar 2000 in Ascona.
* 29. Juni 1927
† 4. Februar 2000
von Norbert Schachtsiek-Freitag
Essay
Die große Aufmerksamkeit, die Henry Jaegers erster Roman „Die Festung“ (1962) sowohl in den Medien als auch beim Lesepublikum fand, galt dem Debüt eines Autors, der wegen zahlreicher krimineller Delikte zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, während des Vollzugs einen umfänglichen Roman ...